5. Juni 2020 | 12:56

813 bunte Fußballfelder: Landwirte sorgen für Verdopplung der Blühflächen an Lahn und Dill

Immer mehr Nahrungsquellen für Insekten in den Landkreisen Lahn-Dill und Gießen

Eines von vielen Beispielen: Blühende Streifen zwischen den Feldern bei Gießen-Lützellinden. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Eines von vielen Beispielen: Blühende Streifen zwischen den Feldern bei Gießen-Lützellinden. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Landwirtinnen und Landwirte in den Landkreisen Lahn-Dill und Gießen werden in diesem Jahr 581 Hektar insektenfreundliche Flächen zur Verfügung stellen – diese positive Bilanz zieht die Abteilung für den ländlichen Raum für die Landkreise Lahn-Dill und Gießen. „Das entspricht einer Fläche von etwa 813 Fußballfeldern und ist nahezu eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2018“, freut sich der Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernent des Lahn-Dill-Kreises, Roland Esch. Dieser Erfolg sei ohne die Umsetzung durch engagierte Landwirtinnen und Landwirte sowie durch die Zusammenarbeit mit im Naturschutz besonders engagierten Verbänden aus Imkervereinigung, Bauernverband, Naturschutz und Verband der Jagdgenossen nicht möglich gewesen. „Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte tragen damit zum Artenschutz, zu Biodiversität und dem Erhalt von Lebensräumen bei“, sagt Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen.

Nach den Regeln der Europäischen Union sind landwirtschaftliche Betriebe, die konventionell wirtschaften und mehr als 15 Hektar Ackerfläche haben, verpflichtet, fünf Prozent des Ackerlandes als sogenannte ökologische Vorrangfläche auszuweisen. Ökologische Vorrangflächen wie etwa Brachen, Blüh- und Pufferstreifen, können den Artenverlust stoppen und bieten Insekten reichlich Nahrung. Gerade entlang von Gewässern sind sie ideal für den Natur- und Umweltschutz. „Viele Landwirte in unserer Region machen noch mehr. Sie nutzen zudem die ebenfalls von unserer Abteilung für den ländlichen Raum angebotenen Agrarumweltprogramme, um freiwillig zusätzliche Blühflächen anzulegen“, fasst Margot Schäfer, Leiterin der Abteilung für den Ländlichen Raum, zusammen.

Umweltbewusstsein setzt sich durch

Grundsätzlich könnten die 581 Hektar an Flächen, die nun für die Insekten aufbereitet werden, auch landwirtschaftlich genutzt werden. Viele Landwirte haben jedoch erkannt, dass der ökologische Nutzen Vorrang hat. „Dazu gehört auch, dass auf allen Blühflächen auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel komplett verzichtet werden muss. Außerdem schreiben Artenlisten den Landwirten vor, welche Pflanzenmischungen ausgesät werden dürfen“, erklärt Landrätin Schneider. „Viele Landwirte sehen dies aber nicht als Hindernis, sondern als Chance und Beitrag zur Nachhaltigkeit.“

Die positive Entwicklung der Blühflächen und damit der Rückzugsräume für Vögel und Insekten im landwirtschaftlichen Bereich seien ein deutliches Signal auch an Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger der Landkreise Lahn-Dill und Gießen. „So kann beispielsweise eine bienenfreundliche Vorgarten- und Freiraumgestaltung bereits einen weiteren wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten“, unterstreicht Roland Esch. Jede und jeder könne bereits im Kleinen einen Beitrag leisten.

„Die lokale Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Naturschützern, Jägern, Imkern und interessierten Bürgern funktioniert in Fragen der Biodiversität in vielen Kommunen der beiden Landkreise sehr erfolgreich“, ergänzt Margot Schäfer, Leiterin der Abteilung für den ländlichen Raum für die Landkreise Lahn-Dill und Gießen. Auch Fördermittel spielen hierbei eine wichtige Rolle. Nach Informationen des Hessischen Umweltministeriums flossen 39 Prozent des landesweiten Programms „Bienenfreundliches Hessen“ in den Ankauf von Saatgut an Vereine aus dem Landkreis Gießen und dem Lahn-Dill-Kreis.