18.02.2021 | 15:36

“Wir müssen reden.” – Landrat Wolfgang Schuster nimmt Stellung zur Impfdebatte

Probeimpfungen im Impfzentrum

Landrat Wolfgang Schuster. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Landrat Wolfgang Schuster. Foto: Lahn-Dill-Kreis

In unserem Impfzentrum in Lahnau wurden im Januar 2021 im Rahmen von neun Probeläufen insgesamt 496 Menschen geimpft. Die meisten davon arbeiten als Notärzte, medizinisches Personal, Pflegekräfte und im Rettungsdienst sowie in unserem Impfzentrum.

Landrat Wolfgang Schuster:

„Ich entschuldige mich für die Impfung von 9 Angehörigen von Verwaltungsmitarbeitern während unserer Probephase in unserem Impfzentrum, die nicht zur Priorität 1 gehörten. Dafür übernehme ich die Verantwortung und das werden wir sachlich aufarbeiten.

JETZT geht es darum, dass wir uns entschieden vor die 68 Menschen stellen, die ihre Impfung zurecht erhalten haben. Denn sie haben mit der öffentlich entfachten Diskussion um „Impf-Vordrängler“ nichts zu tun. Sie leisten seit vielen Monaten zum Teil übermenschliche Arbeit zur Bekämpfung der Pandemie. Es steht für uns außer Frage, diejenigen schützen, die andere schützen! Deswegen: Stellen wir die Debatte vom Kopf auf die Füße. Es wurden Fehler gemacht, aber es gibt kein Impf-Fiasko.

Es war die richtige Entscheidung, dass in unseren Probeläufen 21 Verwaltungsmitarbeiter geimpft wurden, die im Impfzentrum arbeiten.

Es war die richtige Entscheidung, dass in Probeläufen 19 Mitarbeiter unserer Leitstelle (112!) geimpft wurden. Der Notruf MUSS an 365 Tagen im Jahr, sieben Tage pro Woche, 24 Stunden jeden Tag für jede Bürgerinnen und jeden Bürger in unserem Landkreis erreichbar sein. Auch und insbesondere in einer Pandemie.

Es war die richtige Entscheidung, dass in Probeläufen 20 Verwaltungsmitarbeiter des Gesundheitsamtes, des Katastrophenschutzes sowie der Brandschutzaufsicht geimpft wurden. Sie halten unser Corona-Testzentrum in Aßlar-Bechlingen am Laufen, sind für die Planung der mobilen Impfeinsätze sowie für die kontinuierliche und verlässliche Versorgung der Impfteams, der Altenpflegeheime und der mobilen Pflegeeinrichtungen mit Schutzausrüstung zuständig.

Es war natürlich auch die richtige Entscheidung, dass in Probeläufen 8 Angehörige von Verwaltungsmitarbeitern geimpft wurden, die der Priorität 1 angehören. Trotz kurzer Vorbereitungszeit, war es uns wichtig, die Probeläufe unter Realbedingungen durchzuführen und dafür ein breites Spektrum an Personen zusammenzubringen, um den Schnitt unserer Bevölkerung zu repräsentieren.

Ich entschuldige mich bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass sie zwischen die Fronten geraten sind. Sachliche Kritik und wütende Beleidigungen, nüchterne Erklärungen und reißerische Überschriften sowie ein stockender Informationsfluss sind hier aufeinandergeprallt.

Alle Daten der Geimpften unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Die Weitergabe von Patientennamen und -daten ist strafbar!

  • Wir reden hier nicht über 77 Impfungen:
  • Wir reden nicht über 21 Mitarbeiter des Impfzentrums.
  • Wir reden nicht über 19 Mitarbeiter unserer Leitstelle und 20 Mitarbeiter aus Gesundheitsamt, Katastrophenschutz und Brandschutzaufsicht.
  • Wir reden nicht über 8 Familienmitglieder, die der Priorität 1 angehören.
  • Wir reden über 9 Angehörige von Verwaltungsmitarbeitern außerhalb der ersten Priorisierungsstufe, die wir in guter Absicht in Testläufen haben impfen lassen.

Nochmal: Es wurden Fehler gemacht. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Entschuldigung. Und ich bleibe dabei: Es gibt kein Impf-Fiasko im Lahn-Dill-Kreis.“

Mit Stand vom 17. Februar 2021 wurden in unserem Landkreis insgesamt 10.709 Corona-Injektionen verimpft, davon haben 3.875 Menschen ihre Zweitimpfung erhalten.