10.12.2025 | 13:22
Familienklassen im Lahn-Dill-Kreis: Erfolgreiches Unterstützungsangebot für Kinder und Eltern
Kultusminister Armin Schwarz und Landrat Carsten Braun besuchen Dalheimschule

Im Projekt Familienklassen arbeiten die Schulen, das Schulamt, das Jugendamt der Stadt Wetzlar oder des Lahn-Dill-Kreises sowie der Lahn-Dill-Kreis als Schulträger Hand in Hand zusammen. Vertreterinnen und Vertreter dieser Institutionen tauschten sich beim Besuch an der Dalheimschule zu den Familienklassen aus. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Mangelndes Selbstbewusstsein, Scheidung der Eltern, Angst in der Schule, fehlende Impulskontrolle, Trauma, – diese und weitere Stichpunkte stehen auf bunten Schmetterlingen geschrieben, auf denen Eltern Gründe für die Teilnahme an der Familienklasse gesammelt haben. Nicht für alle Kinder verläuft der Schulalltag reibungslos. Familiäre Belastungen, unsichere Lebensverhältnisse oder individuelle Schwierigkeiten können dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler Unterstützung benötigen, um im schulischen und sozialen Miteinander wieder Fuß zu fassen. Seit 2010 tragen sogenannte Familienklassen an mittlerweile 15 Schulen im Lahn-Dill-Kreis dazu bei, Kinder in ihrer schulischen und individuellen Entwicklung zu unterstützen.
Bei einem gemeinsamen Pressetermin besuchten der hessische Kultusminister Armin Schwarz und Landrat Carsten Braun die Familienklasse an der Dalheimschule in Wetzlar. Die Schule ist seit 2013 Standort einer Familienklasse und arbeitet eng mit dem Lahn-Dill-Kreis, der Stadt Wetzlar, dem regionalen Beratungs- und Förderzentrum und dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf Hessen zusammen.
Familienklassen im Lahn-Dill-Kreis breit etabliert
Aktuell bietet der Lahn-Dill-Kreis 15 Familienklassen an – damit ist der Kreis hessenweit ein Leuchtturm. Über einen Kooperationsverbund steht allen Grundschulen im Kreisgebiet – und somit allen Grundschulkindern – die Teilnahme an einer Familienklasse zur Verfügung. Umgesetzt und therapeutisch begleitet werden die Familienklassen an allen Standorten durch das Albert-Schweizer-Kinderdorf. In der Dalheimschule in Wetzlar, mit 304 Schülerinnen und Schülern, nehmen derzeit acht Familien regelmäßig an der Familienklasse teil.
Das Konzept basiert auf einem wöchentlichen gemeinsamen Schultag von Kindern mit ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten. Unter Anleitung einer Förderlehrkraft sowie einer Multifamilientherapeutin oder einem Multifamilientherapeut werden Lerninhalte individuell begleitet und soziale Kompetenzen gestärkt. Die Eltern bringen sich aktiv ein, reflektieren gemeinsam mit ihren Kindern Probleme und suchen im Austausch mit anderen Familien nach Lösungen.
Für viele Familien ist die Teilnahme auch ein Türöffner: Sie erleben Schule aus nächster Nähe, können sich direkt mit anderen Eltern vernetzen und austauschen und erhalten bei Bedarf weiterführende Unterstützungsangebote. Die Schulleitung und auch das kooperierende Albert-Schweizer-Kinderdorf berichten, dass Stigmatisierungen, wie es sie in früheren Jahren des Projekts vereinzelt gab, heute nahezu keine Rolle mehr spielen. Im Gegenteil: Kinder berichten stolz von ihrem Tag in der Familienklasse – und andere möchten ebenfalls mitmachen.
Landrat Carsten Braun zeigte sich beeindruckt vom Besuch der Familienklasse und unterstrich den Erfolg des Angebots: „Wir sind sehr froh über das Konzept Familienklassen – denn es wirkt! Das konnten wir an der teilnehmenden Dalheimschule beobachten. Es ist schön zu sehen, wie die Mittel, die wir einsetzen, ihre Wirkung entfalten. Ich bin stolz, dass wir mit 15 Familienklassen im Kreis so gut aufgestellt sind.“
Auch aus Sicht der Fachkräfte vor Ort – Lehrkräfte sowie die Multifamilientherapeutinnen und -therapeuten des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs – zeigt sich die große Akzeptanz des Angebots. Viele Eltern bringen umfangreiche berufliche Verpflichtungen mit, dennoch ist die Teilnahmequote konstant hoch. Dass einzelne Eltern sogar mit einem zweiten Kind erneut teilnehmen, zeigt, dass das Konzept wertgeschätzt und angenommen wird.
„Unter Einbeziehung und Beteiligung des Elternhauses lassen sich die Veränderungsprozesse langfristig und nachhaltig für das Kind in der Schule positiv gestalten. Wenn Kinder und Eltern erleben, dass sie ihre Probleme erfolgreich lösen können, erfahren sie damit Selbstwirksamkeit, werden gestärkt und können lernen, ihr Leben nachhaltig zu meistern“, sagte Kultusminister Schwarz beim Besuch.
Nachhaltiges Konzept
Die Familienklasse hilft Kindern, ihren Schulalltag wieder zu meistern, stärkt die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz und verbessert die Kooperation zwischen Familie und Schule nachhaltig. Die Evaluation des Lahn-Dill-Kreises zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte der teilnehmenden Eltern berufstätig sind – ein Hinweis darauf, dass Familienklassen unterschiedlichste Lebensrealitäten erreichen.
Mit seinen 15 Standorten für Familienklassen setzt der Lahn-Dill-Kreis ein deutliches sozialpolitisches Signal: Alle Grundschulverbünde können auf ein Angebot zugreifen. Die Expertise der beteiligten Multifamilientherapeutinnen und -therapeuten wird von Schulen und Eltern gleichermaßen geschätzt. Der Lahn-Dill-Kreis möchte das erfolgreiche Modell auch in Zukunft weiter stärken und die enge Zusammenarbeit mit Schulen, Kommunen und dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf fortsetzen. Ziel bleibt es, Kinder und Eltern bestmöglich zu unterstützen – und ihnen Wege aufzuzeigen, schulische und familiäre Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

