04.11.2025 | 13:19

Mehrwert für die Kommune: Beteiligung junger Menschen als Zukunftsstrategie

Kreis-Jugendhilfeausschuss tagt im Jugendheim Heisterberg

Der Kreis-Jugendhilfeausschuss tagte am 25. Oktober 2025 im Jugendheim Heisterberg. Mit dabei waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Kreisschülervertretung sowie des Kinder- und Jugendparlaments aus Aßlar. (v. l. n. r.: Landrat Carsten Braun, Frank Steinraths (Jugendhilfeausschuss), Miriam Zeleke, Sascha Eschmann, Regina Beimborn (Jugendhilfeausschuss), Torsten Menges (Abteilungsleitung Kinder- und Jugendhilfe beim Lahn-Dill-Kreis)) Foto: Lahn-Dill-Kreis

Der Kreis-Jugendhilfeausschuss tagte am 25. Oktober 2025 im Jugendheim Heisterberg. Mit dabei waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Kreisschülervertretung sowie des Kinder- und Jugendparlaments aus Aßlar. (v. l. n. r.: Landrat Carsten Braun, Frank Steinraths (Jugendhilfeausschuss), Miriam Zeleke, Sascha Eschmann, Regina Beimborn (Jugendhilfeausschuss), Torsten Menges (Abteilungsleitung Kinder- und Jugendhilfe beim Lahn-Dill-Kreis)) Foto: Lahn-Dill-Kreis

Wie kann es gelingen, Kinder und Jugendliche stärker an politischen Entscheidungen zu beteiligen – und welchen Gewinn haben Verwaltung und Gesellschaft davon? Diese Leitfragen standen im Mittelpunkt der Jugendhilfeausschussklausur des Lahn-Dill-Kreises, die in diesem Jahr unter dem Motto „Zukunft gestalten mit der Generation von morgen“ in der Jugendfreizeiteinrichtung in Heisterberg stattfand.

Mit Sascha Eschmann, Zukunfts- und Transformationsforscher sowie Miriam Zeleke, Landesbeauftragte für Beteiligung und Förderung von Kindern und Jugendlichen in Hessen, konnte der Jugendhilfeausschuss zwei herausragende Fachpersonen begrüßen, die vielfältige Impulse und Perspektiven aus Forschung, Praxis und Landesebene einbrachten. Auch Landrat Carsten Braun nahm an der Veranstaltung teil und unterstrich: „Die Jugend ist unsere Zukunft und entscheidend für die Entwicklung unserer Region, daher freue ich mich besonders, dass wir hier und heute auch mit jungen, engagierten Menschen in den Austausch kommen können.“ Neben den politischen Vertretern waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Kreisschülervertretung sowie des Kinder- und Jugendparlaments aus Aßlar vor Ort und brachten ihre Erfahrungen und Erwartungen aktiv in die Diskussion ein. Ihre Stimmen machten deutlich, wie groß das Interesse an Mitgestaltung bereits heute ist.

In den Vorträgen und intensiven Diskussionen wurde deutlich: Junge Menschen wollen mitgestalten – und sie haben viel beizutragen. Ihre Sichtweisen eröffnen neue Lösungsräume für gesellschaftliche Herausforderungen, stärken die Akzeptanz politischer Entscheidungen und fördern demokratische Kompetenzen. Verwaltung und Politik profitieren von der Lebensnähe und Zukunftsorientierung junger Generationen, die Innovation und Wandel aktiv vorantreiben.

Sascha Eschmann betonte die große Bedeutung von Selbstwirksamkeit für junge Menschen. Jugendliche bräuchten Räume, in denen sie mitgestalten können und erleben, dass ihre Ideen Wirkung zeigen. „Wir müssen wieder den Menschen sehen – nicht nur seine Noten“, so Eschmann. Statt Schülerinnen und Schüler auf Leistungsbewertungen zu reduzieren, sei es wichtig, Lebenskompetenzen zu stärken, die die Grundlage bieten, eigene Meinungen zu bilden und zu vertreten: Fähigkeiten, die ein selbstbestimmtes Leben und einen konstruktiven Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen ermöglichen.

Dafür brauche es Orte zum Innehalten, zum Austausch und zur Entwicklung neuer Ideen. Erwachsene – ob Eltern, Lehrkräfte, Berufsberatung oder Politik – seien oft schnell dabei, jungen Menschen vorzuschreiben, was richtig oder falsch sei. Eschmann mahnte jedoch, dass dies zu dem Gefühl führe, ausgeliefert zu sein, statt aktiv gestalten zu dürfen. Junge Menschen müssten Freiräume erhalten, in denen sie Lösungen selbst entwickeln und ein positives Zukunftsbild aufbauen können.

Miriam Zeleke knüpfte daran an und machte deutlich, dass Jugendliche trotz politischer Bekenntnisse zur Teilhabe weiterhin strukturelle Ausgrenzung und Unsicherheit erfahren. Sie wachsen in einem Spannungsfeld zwischen globalen Krisen und individuellem Findungsprozess auf. Gerade kommunale Beteiligungsprojekte können hier einen Unterschied machen, indem sie Jugendlichen das Gefühl vermitteln, gehört zu werden und wirklich etwas bewirken zu können. Dabei brauche es hauptamtliche Vertrauenspersonen, die als Mittler zwischen Politik und Jugend agieren.

Die Impulse der beiden Referenten machten deutlich: Die Zukunft sollte nicht nur für die junge Generation gestaltet werden – sondern mit ihr. Um dem gerecht zu werden, plant der Lahn-Dill-Kreis aktuell die Einrichtung einer Kreisjugendvertretung. Sie soll jungen Menschen dauerhaft Mitspracherechte sichern und ihre Perspektiven systematisch in politische Entscheidungen einfließen lassen.

Fazit: Mehrwert für Verwaltung und kommunale Entwicklung
Die Beteiligung junger Menschen schafft für die Verwaltung einen klaren Mehrwert: Durch ihre Perspektiven werden Entscheidungen lebensnaher, zielgerichteter und nachhaltiger. Junge Menschen kennen die Herausforderungen ihrer Lebenswelt am besten – ihre Ideen eröffnen neue Lösungswege und erhöhen zugleich die Akzeptanz politischer Entscheidungen. Beteiligung stärkt demokratische Prozesse, verbessert die Qualität kommunaler Angebote und fördert eine vorausschauende Planung, die gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig aufgreift. Indem die Verwaltung junge Menschen als aktive Partnerinnen und Partner einbindet, gewinnt sie an Innovationskraft und baut Brücken zu einer generationengerechten Zukunft. So wird die Verwaltung als gestaltende Kraft sichtbar, die Zukunft nicht nur verwaltet, sondern gemeinsam mit der jungen Generation aktiv formt.