12.06.2023 | 09:37

Äpfel erleben, Müll verwerten, Arten schützen und im Wald lernen – Lahn-Dill-Kreis verleiht Bildungspreis

Zwei Kitas und zwei Schulen werden für Projekte rund um Bildung und Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Das "Waldklassenzimmer" ist eine Fläche im Wald mit Holzstühlen und -tischen. Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure der Preisverleihung sind im Waldklassenzimmer verteilt und unterhalten sich miteinander.

Das Waldklassenzimmer der Westerwaldschule in Driedorf eignete sich durch die Nähe zur Natur besonders gut als Austragungsort für die Preisverleihung. Foto: Sabine Baum, Westerwaldschule Driedorf

Gemeinsam Müll sammeln und verwerten, regionales Obst und Gemüse in verschiedenen Facetten kennenlernen, heimische Tier- und Pflanzenarten schützen oder Erfahrungen in der Natur sammeln – es gibt ganz verschiedene Wege, Kinder auf spielerische und erlebbare Art und Weise in Kontakt mit den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu bringen. Der Lahn-Dill-Kreis und die Initiative Bildungslandschaft Lahn-Dill haben nun besonders kreative und innovative Projekte mit dem Bildungspreis ausgezeichnet.

„Dieses Jahr steht der Preis unter dem Schwerpunktthema ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘. Damit möchten wir die Aufmerksamkeit auf diese besondere Form von Bildungsangeboten richten“, erklärte Erster Kreisbeigeordneter und Kreis-Schuldezernent Roland Esch bei der Verleihung in der Westerwald Schule in Driedorf. Bei „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ginge es vor allem um die Frage, was Menschen brauchen, um einen nachhaltigen Lebensstil zu führen. Das können unterschiedliche Ressourcen sein – Bildungsangebote für Themen rund um Nachhaltigkeit und Umwelt seien eine sehr wichtige davon. „Unsere Welt steht vor sehr großen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Dazu ist es notwendig und klug, schon im Kindergarten und in der Schule das Wissen und vor allem die Fähigkeiten zu vermitteln, die es braucht, um eine nachhaltige Lebensweise zu führen und eine lebenswerte Zukunft mitzugestalten“, ergänzte Esch.

Der Bildungspreis wurde an jeweils einen ersten und einen zweiten Platz in zwei Kategorien verliehen: „Kindertagesstätten“ sowie „Schule und Erwachsene“. Die ersten Plätze erhielten ein Preisgeld von jeweils 500 Euro, die Zweitplatzierten wurden mit je 250 Euro belohnt. In der ersten Kategorie hat die Fachjury die Kindertagesstätte „Kükennest“ aus Greifenstein-Allendorf für den zweiten Preis und die Kita „Wichernzwerge“ aus Bischhoffen für Platz 1 ausgewählt.

Preisträger in der Kategorie „Kindertagesstätten“

Die Kinder aus dem „Kükennest“ konnten bei ihrem „Apfelprojekt“ das regionale Obst auf verschiedene Art und Weisen kennenlernen. Im Rahmen der Kita-Aktion „Natur zum Anfassen“ konnten die Kinder den Apfel mit allen Sinnen untersuchen. Dazu gehört beim Apfel nicht nur das Schmecken und Riechen, sondern beispielsweise auch das Betrachten von Bissspuren unterschiedlicher wilder Tiere an der Frucht. Die Kinder haben unter anderem gelernt, wo der Apfel herkommt, wie man diesen verwerten kann und welche Rolle er nicht nur für unsere Ernährung, sondern auch für unsere Umwelt und Kultur spielt.

Die „Wichernzwerge“ haben für ihr „Müllprojekt“ Müll gesammelt und diesen in Bastelaktionen kreativ verwertet. Ziel war, dass die Kinder ihre eigene Rolle im Müllkreislauf kennenlernen, indem sie sich auf kreative Weise mit Abfallvermeidung, Recycling, Upcycling und Mülltrennung auseinandersetzen. Neben Gesprächs- und Lernrunden, bei denen die Erzieherinnen und Erzieher sich intensiv mit den Kindern über Mülltrennung und Müllvermeidung austauschten, stand vor allem der kreative Teil zum Thema Wiederverwertung im Fokus des Projektes. Die Kinder haben alte und scheinbar unbrauchbare Gegenstände aufgewertet, getauscht oder verschenkt und ihnen somit einen neuen Wert verliehen.

Preisträger in der Kategorie „Schule und Erwachsene“

In der zweiten Kategorie erhält die Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg den zweiten Preis für ihre „Arche Feuersalamander“. Hier dreht sich alles um die namensgebende Amphibie, mit dem Ziel, die regionale Population zu erhalten und zu schützen. Die Schülerinnen und Schüler haben gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen in einem artgerechten Vivarium Feuersalamander aufgezogen, gepflegt und schließlich wieder in die Natur entlassen. Dadurch haben die Jugendlichen sich intensiv und anschaulich mit der heimischen Artenvielfalt und ihrem Schutz sowie den Folgen des Klimawandels beschäftigt.

Die Westerwaldschule Driedorf gewinnt mit ihrer „Waldklasse“ den ersten Platz. Mit dem „Waldklassenzimmer“ hat die Schule einen Lernort geschaffen, der den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, Naturerfahrungen zu sammeln, die Veränderungen in der Natur zu beobachten und für Umweltproblematiken sensibilisiert zu werden. Im Walderlebnisbereich ist Platz für die Kinder, um Achtsamkeit im Umgang mit der Natur zu lernen und sich kreativ zu verausgaben. Im Waldklassenzimmer entstehen auch verschiedene Projekte zum Arten- und Umweltschutz, zum Beispiel Insektenhotels oder Sitzgelegenheiten für ein gesundes und nachhaltiges Frühstück.

Mit seinem naturnahen Gelände eignete sich das Waldklassenzimmer optimal als Austragungsort für die Verleihung des Bildungspreises. „Ich bedanke mich herzlich, nicht nur bei den Preisträgerinnen und Preisträgern, sondern bei allen Kitas und Schulen, die mit ihren Projekten einen großen und wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Natur leisten. Bildung für nachhaltige Entwicklung muss bereits im frühen Alter stattfinden, um eine Basis für eine gemeinsame Zukunftsvision bilden zu können. Die vielen Projekte im Lahn-Dill-Kreis gehen mit gutem Beispiel voran“, so Felix Merklinger-Lötzsch, Leiter des Bildungsbüros des Lahn-Dill-Kreises, abschließend.