21.07.2023 | 09:03

Kompetenzen bündeln für die Fachkräftesicherung

28 Vertreterinnen und Vertreter kommen zu Kick-off-Veranstaltung für regelmäßige Fachkräftegipfel zusammen und tauschen sich über Zukunftsthemen aus

Die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt sitzen im Plenum und hören sich eine Präsentation an.

28 Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wirtschaft kamen zur „Zukunftswerkstatt“ zusammen, um sich über Themen rund um den Fachkräftemangel auszutauschen. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Der Fachkräftemangel beschäftigt die Wirtschaft in Deutschland und auch im Lahn-Dill-Kreis schon lange und wird auch in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen. In fünf Jahren wird im Lahn-Dill-Kreis voraussichtlich ein Defizit von rund 11.220 Arbeitskräften bestehen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es bereits eine Vielzahl an Maßnahmen, Initiativen und Projekten in Hessen, darunter zum Beispiel Onlinewerkstätten für kleine und mittlere Unternehmen, den Hessischen Zukunftsdialog oder das „Förderangebot Sozialwirtschaft integriert“. Damit diese auch wirken können, ist es wichtig, dass die Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wirtschaft gemeinsam die Maßnahmen nutzen. Deshalb hat die Kreis-Wirtschaftsförderung mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HSMI) und dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität Frankfurt am Main (IWAK) zur sogenannten „Zukunftswerkstatt” ins Kreishaus nach Wetzlar eingeladen.

„Die Menschen in unserer Region verfügen über breit gefächerte Expertise auf hohem Niveau. Veranstaltungen wie die Zukunftswerkstatt helfen uns, diese Expertise zu bündeln und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln“, betonte Angelika Berbuir, Vorsitzende Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Limburg-Weilburg. Landrat Wolfgang Schuster ergänzte: „Der Fachkräftemangel betrifft uns alle – die Bürgerinnen und Bürger als Arbeitskräfte, aber auch die Unternehmen in unserem Kreisgebiet und natürlich die Politik. Deshalb müssen wir gemeinschaftlich an Lösungen arbeiten.“

28 Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen, Unternehmen und Kammern kamen für den Workshop rund um Fachkräftesicherung zusammen. Neben Impulsvorträgen und Diskussionsrunden hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, sich in Kleingruppen zu verschiedenen Themen über Lösungsvorschläge und Maßnahmen auszutauschen.

Insgesamt gab es vier Themengruppen: „Berufsausbildung“, „Potenziale von Zielgruppen“, „Kompetenzentwicklung und Nachfragesenkung“ und „Regionale und Arbeitgeber-Attraktivität“.

Die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill (IHK Lahn-Dill) plant derzeit, ein Welcome Center Mittelhessen einzurichten, in dem die verschiedenen relevanten Behörden und Organisationen mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Die Gruppen stellten in ihrem gemeinsamen Austausch noch einmal die Notwendigkeit eines solchen Centers in den Vordergrund. Es sei wichtig, um Neuankömmlinge gut in die Region zu integrieren. Das betreffe sowohl Migrantinnen und Migranten als auch zugezogene neue Arbeitskräfte. Um Arbeitskräfte im Lahn-Dill-Kreis zu halten, müsse ein „Wir-Gefühl“ in der Gesellschaft bestehen und die Menschen sollten sich mit der Region, in der sie arbeiten, identifizieren. „Gemeinsam mit den Akteuren der regionalen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur wollen wir Angebote schaffen, um Fach- und Führungskräfte und ihre Familien für unsere Region zu begeistern“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Dietmar Persch. Auch Kreis-Wirtschaftsdezernent Prof. Dr. Harald Danne stimmte dem zu: „Die Themen Willkommenskultur und Welcome Center sind schon lange im Gespräch. Jetzt ist es an der Zeit, diese zu Leuchtturmprojekten im Lahn-Dill-Kreis zu machen.“

Die Gruppe „Kompetenzentwicklung und Nachfragesenkung“ betonte, dass der Fokus in herausfordernden Zeiten wie diesen auf Kollaboration statt Konkurrenz liegen sollte. „Know-How muss untereinander weitergegeben werden. Durch Kommunikation und Netzwerken können wir unsere Kompetenzen bündeln und als eine Art Schwarmintelligenz nutzbar machen“, sagte Dietmar Persch.

Zudem stellte das Plenum fest, dass noch mehr Ressourcen in die Förderung junger Menschen investiert werden müssen. „Wir müssen es schaffen, jungen Menschen Perspektiven zu geben, die zu ihnen passen. Das kann zum Beispiel auch bedeuten, das Ausbildungssystem neu zu justieren, um eine Berufsausbildung wieder attraktiver zu machen“, so Prof. Dr. Danne.

Ein wichtiges Ergebnis der Zukunftswerkstatt ist, dass solche Workshops künftig regelmäßig stattfinden sollen. Auch ein jährlicher „LDK-Fachkräftegipfel“ ist geplant, auf dem dann ausgewählte Themen rund um Fachkräftesicherung genauer beleuchtet und bearbeitet werden.

Zur Fachkräfteinitiative des HSMI

„Fachkräftesicherung ist eine echte Gesellschafts- und Zukunftsaufgabe, die alle Akteure fordert. Mit der Zukunftswerkstatt stellt der Landkreis wichtige Weichen, um gut gerüstet in die Zukunft zu gehen. Ich bin dankbar, dass wir uns in Hessen der Fachkräftesicherung gemeinsam stellen. Es braucht abgestimmte Fachkräftestrategien, um regionale Ressourcen zu bündeln, Synergien zu schaffen und weitere Potenziale zu erschließen“, so Claudia Wesner, Stabsstelle Fachkräftesicherung im HMSI. Zur gezielten Stärkung der Regionen beim Fachkräftesichern hat die Stabsstelle die Fachkräfteinitiative ins Leben gerufen. Das Unterstützungsangebot der Landesregierung besteht aus Prognosen, intraregionaler Strategieentwicklung und -sicherung sowie interregionaler Vernetzung und wird gemeinsam mit dem IWAK durchgeführt. Auf Basis von Prognosen bietet das Land beispielsweise allen 26 kreisfreien Städten und Landkreisen in Hessen an, eine Zukunftswerkstatt vor Ort durchzuführen und unterstützt so gezielt vor Ort. Näheres zur Fachkräfteinitiative unter https://soziales.hessen.de/fachkraeftesicherung/fachkraefteinitiative.