03.05.2024 | 15:20

Wildschwein im Lahn-Dill-Kreis ist mit Aujeszky-Virus infiziert

Die Abteilung für Veterinärwesen und Verbraucherschutz informiert über mögliche Gefahren für Mensch und Tier

Das Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises meldet, dass sich in Haiger-Allendorf ein erlegtes Wildschwein mit dem tödlichen Aujeszky-Virus infiziert hat. Foto: WildMedia - stock.adobe.com

Das Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises meldet, dass sich in Haiger-Allendorf ein erlegtes Wildschwein mit dem tödlichen Aujeszky-Virus infiziert hat. Foto: WildMedia - stock.adobe.com

Die Abteilung Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Lahn-Dill-Kreises meldet einen Fall der Aujeszkyschen Krankheit (AK) bei Schwarzwild. Bei einem kürzlich in Haiger-Allendorf erlegten Wildschwein ist das Aujeszky-Virus nachgewiesen worden. Die Tierseuche ist hochansteckend und befällt hauptsächlich Säugetiere, mit Ausnahme von Pferden. Für Primaten und Menschen ist es ungefährlich. Für Hunde und Katzen verläuft die Krankheit immer tödlich, da der Erreger das zentrale Nervensystem angreift und ins Gehirn wandert.

Besonders gefährdet sind Jagdhunde, weil sie bei der Wildschweinjagd eingesetzt werden. Deshalb rät die Abteilung für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, den direkten Kontakt mit Schwarzwild zu vermeiden. So sollten Jäger nach dem Abschuss des Tieres auf das Nachsuchen durch den Jaghund verzichten. Auch sollte dieser kein rohes Fleisch, wie Herz, Lunge oder Niere vom Wildschwein zu Fressen bekommen. Diese Stücke sollten dann lieber vergraben werden.

Zudem rät Dr. Giuseppe Bosco, Abteilungsleiter Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Jägern, die auch Hausschweine besitzen, mehr Vorsicht walten zu lassen und sich an ein striktes Hygienemanagement zu halten. „Jäger sollten nicht mit Gummistiefeln, die bei der Jagd getragen wurden und die mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten des infizierten Wildschweins kontaminiert sein könnten, ihre Hausschweine füttern, um eine Ansteckung zu vermeiden“, appelliert Bosco. Der Mensch kann das Fleisch eines infizierten Tieres hingegen bedenkenlos essen, da das Virus für den Menschen ungefährlich ist.

Da Hausschweine in der Regel wenig Kontakt mit Wildschweinen haben, ist das Ansteckungsrisiko äußert gering, so dass keine Stallpflicht besteht. Das Risiko einer Ansteckung für Hunde und Katzen, die nicht im Wald freilaufen, sei ebenfalls sehr gering, so der Abteilungsleiter.

Wer beabsichtigt im Rahmen des hessischen Wildschweinepest-Monitoring, Blutproben von erlegten Wildschweinen auf die AK untersuchen zu lassen, kann das Probenmaterial unter der E-Mail-Adresse tiergesundheit@lahn-dill-kreis.de bestellen.  Bei der Bestellung sind Name, Adresse und Telefonnummer anzugeben. Außerdem sollte das Jagdrevier / die Jagdreviere in welchen die Proben genommen werden sollen, benannt werden.

Die Aujeszkysche Krankheit (AK)

Das „Suides Herpesvirus 1“ (SHV1) gehört zur Familie der Herpesviren. Obwohl Deutschland seit 2003 als AK-frei gilt, werden immer wieder Krankheitsfälle bei Wildschweinen registriert, die allerdings nur vereinzelt auftreten. Der Erreger weist eine hohe Überlebensfähigkeit auf. In gepökeltem Fleisch bleibt das Virus 20 Tage infektiös. Der Erreger ist im Blut und Gewebe nachweisbar.

Obwohl Jäger nicht verpflichtet sind, eine Probe vom erlegten Wildschwein zu nehmen, muss eine nachgewiesene Ansteckung sofort dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Das Fleisch darf aber trotzdem für den Verzehr verarbeitet werden. Für infizierte Hunde und Katzen gibt es weder eine Impfung noch Genesung.

Das Virus verbreitet sich auf zwei Wegen. Bei einer direkten Verbreitung wird der Erreger über die Körperflüssigkeiten des infizierten Tieres übertragen. Bei einer indirekten Ansteckung wird das Virus über kontaminierte Gegenstände, wie zum Beispiel ein nicht gereinigter Transporter übertragen.  Bei fleischfressenden Tieren kann die Ansteckung auch durch die Aufnahme von virushaltigem Gewebe erfolgen.

Besonders anfällig für eine Ansteckung sind junge Ferkel von Hausschweinen. Nach einer Infektion zeigen sich bei den Jungtieren neurologische Symptome, wie Koordinationsstörungen, Zuckungen, Zittern und Krämpfe. Bei erwachsenen Hausschweinen verläuft die Infektion zumeist mild. Seit 2003 wurden keine Infektionsfälle bei Hausschweinen gemeldet. Auch bei den Wildschweinen verläuft die Krankheit symptomatisch unauffällig. Infizierte Tiere werden nur bei einer Monitoring-Untersuchung ermittelt. In solchen Fällen können bei ihnen Antikörper gegen das SHV1 nachgewiesen werden.

Bei anderen Tieren, zum Beispiel Hunden, treten bei einer Infektion starker Juckreiz, Desorientierung, Verhaltensänderung, Krämpfe und Lähmungen auf. Der Erreger greift das zentrale Nervensystem an, was schließlich zum Tod des Tieres führt.

Weitere Informationen über die Aujeszkysche Krankheit, dem Virus, seine Ausbreitung und Eindämmung gibt es unter FAQ: Aujeszkysche Krankheit (AK) (openagrar.de), Aujeszkysche Krankheit bei Wildschweinen in Hessen und Die Aujeszkysche Krankheit: Wichtige Informationen für Jäger.